Dingolfing
die „Tuchmacher“-Metropole des Mittelalters
Vergessenes Handwerk
Die Arbeit des Tuchmachers ist heute ein längst vergessenes Handwerk. Im Mittelalter allerdings waren es diese spezialisierten Weber, die ausschließlich feine gewalkte und geraute Wollgewebe herstellten. Diese sogenannten Tuche verhalfen der ostbayerischen Stadt Dingolfing zur Blüte und zu internationaler Bekanntheit.
Der Marienplatz, zentraler Platz im Herzen der historischen Altstadt Dingolfings, trug bis ins Jahr 1768 den Namen Wollerzeile. Der Name geht auf das Handwerk der Tuchmacher zurück, die hier seit Ende des 13. Jahrhunderts mit Wohn- und Arbeitsstätten ansässig waren. Die Tuchmacher entwickelten sich im Laufe der Zeit zu einem der führenden Handwerke in Dingolfing.
überregional von Bedeutung
Die Tuchmacher hatten sich bis ins 15. Jahrhundert durch hohe handwerkliche Fertigkeit einen überregional bedeutenden Ruf erworben. Dingolfinger Tuch wurde in halb Europa, von Venedig bis Tirol, hoch geschätzt. Um einer „Produktpiraterie“ vorzubeugen, verlieh Herzog Ludwig der Reiche 1466 einen Warenschutz durch ein bleiernes Siegel.
Steinerne Zeugen der Vergangenheit
Spuren der großen Handwerksvergangenheit sind in Dingolfing bis heute zu bestaunen: So ist das Wollertor als einzig erhaltenes Stadttor aus dem 15. Jahrhundert steinerner Zeuge der großen Vergangenheit.
Aber auch die 1482 geweihte Kreuz- oder Tuchmacherkapelle in der Stadtpfarrkirche St. Johannes zeugt vom Ansehen und Reichtum der Tuchmacher. Die Seitenkappelle wurde von den Tuchmachern erbaut und unterhalten. Alle zehn Seitenkapellen der Stadtpfarrkirche stammen von Handwerkern.